Drücken Sie „Enter“, um den Inhalte zu überspringen

Kastrationspflicht für Katzen im Grossen Rat

(abg) David Stampfli (SP) fordert in einem Vorstoss die allgemeine Kastrationspflicht für Freigänger-Katzen. Der Berner Regierungsrat empfiehlt die Ablehnung, doch der Grosse Rat wird sich in der laufenden Winter-Session damit beschäftigen. Sinnig oder unsinnig?

Kastrationspflicht für Katzen im Grossen RatBild: Foto: abg
Verwildertes Katzenjunges auf einem Hof in Zweisimmen.

Zweifellos: Katzen vermehren sich schnell und wachsende, unkontrollierte Katzenpopulationen können schnell zu einer Plage für die Menschen werden und zu Verelendung und Siechtum bei den Tieren führen. Die Kastration gilt daher allgemein als das Mittel der Wahl, um unkontrollierte und übermässige Vermehrung der Tiere zu verhindern.

Freilich wird das Problem mit Stampflis Vorschlag nicht ansatzweise gelöst. Denn neben den Freigänger-Katzen, für die sich irgend ein Mensch verantwortlich fühlt, gibt es ein Mehrfaches an verwilderten Katzen, um die sich niemand kümmert. Und die sich -Kastrationspflicht hin oder her- weiter vermehren werden bis die Population verhungert oder wegen Mangelernährung an Krankheiten elendig zu Grunde geht.

Verwilderte Hofkatzen in eine Katzenfalle zu locken, ist oftmals keine leichte Aufgabe.

Auch mitten im Simmental, in Zweisimmen, ist das Problem durchaus bekannt. Verwilderte Katzen nehmen leer stehende Scheuen und Schürlis in Beschlag, bringen dort Junge zur Welt und potenzieren das Problem. «Die gehören mir nicht», sagen die Besitzer solcher Gebäude. Und das ist wohl tatsächlich so. Schliesslich werden die Tiere weder von den Gebäudebesitzern angelockt noch gefüttert. Sie wandern einfach ein.

Was Stampfli dabei völlig ausser acht lässt, ist die Auswirkungen auf die Population der (echten) Wildkatzen. Denn so, wie sich auch gewöhnliche Haushunde mit Wölfen paaren können und dann biologisch unerwünschte Hybriden hervorbringen, können auch streunende bzw. freilaufende Hauskater mit (echten) Wildkatzen Nachwuchs zeugen und damit die Population der seltenen Wildkatzen schädigen.

Die einzig brauchbare Lösung ist in der Tat die Kastration – aber nicht nur von Hauskatzen in eindeutiger menschlicher Obhut, sondern auch von herrenlosen, verwilderten Tieren. Die Tierschutzvereine im Niedersimmental, Obersimmental und im Saanenland machen sich stark für Kastrationsaktionen für verwilderte Hofkatzen und versuchen, finanziell und personell tragbare Lösungen zu finden, um eine unkontrollierte Vermehrung von Hauskatzen zu vermeiden. Leider sind diese Vereine selbst finanziell und personell mit begrenzten Möglichkeiten ausgestattet und so wäre es doch zumindest löblich, wenn Stampfli auch diesen Aspekt in seinem Vorstoss erwähnen würde. Tut er aber leider nicht.

Ergebnis: die Kastration für Freigängerkatzen macht Sinn. Die Empfehlung zur Ablehnung durch den Regierungsrat ist da wenig hilfreich. Aber von einer Lösung übermässiger Katzenpopulationen wären wir auch mit der Kastrationspflicht noch weit entfernt. Schade eigentlich.


Sie wissen mehr über dieses Thema? Dann melden Sie sich! Auch sofort: per Whatsapp. Alle Nachrichten werden vertraulich behandelt; eine Namensnennung erfolgt nur mit Ihrem ausdrücklichen Einverständnis.