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Böse Weihnachtsgrüsse von der GSS

(abg) Weihnachten ist ja allgemein ein Fest des Friedens, der Freude und der Besinnung. Entsprechend wohlwollend und versöhnlich fallen denn auch üblicherweise Weihnachtsgrüsse aus. So viel Harmonie war der Gesundheit Simme Saane AG (GSS) aber dieses Jahr offenbar zu viel des Guten und sie holte per Medienmitteilung kurz vor dem Fest zum Rundum-Schlag aus. 

Spital Zweisimmen «nicht ausgelastet»?!?

Pünktlich zum Beginn der winterlichen Hochsaison am Spital Zweisimmen und zu einer Zeit, wo anderswo dem Spital-Personal wenigstens für seinen aufopferungsvollen Einsatz Beifall geklatscht wird, macht die GSS gleich mal deutlich, wo aus ihrer Sicht der Hammer hängt: «nicht ausgelastet!». Was von der Presse der Region denn auch begierig aufgegriffen und in entsprechende Schlagzeilen verwandelt wurde. Die Jungfrau Zeitung übertitelte die Pressemitteilung der GSS sogar mit dem Satz «Verwaltungsrat kritisiert Ärzte im Spital Zweisimmen», musste dann aber einräumen, dass die GSS eine solche Aussage dann doch nicht gemacht hat. Hätte aber zu GSS-Meldung im Rambo-Stil durchaus gepasst.

Jedenfalls musste man den Eindruck gewinnen, dass die GSS offenbar meint, die Pflegekräfte und Ärzte im Spital Zweisimmen würden den ganzen Tag gelangweilt Kaffee trinken und ihre Zeit ansonsten primär damit verbringen, von der Spitalterrasse aus, sonnige Landschaftsbilder zu malen und ihren Namen zu tanzen.

Bockige Hausärzte wollen nicht mit der GSS spielen

Derart auf Krawall gebürstet, legte die GSS gleich nach und verpasste den Hausärzten der Region eine kräftige Ohrfeige. Die würden nämlich nicht anständig im geplanten Netzwerk mitspielen und Patienten am Spital Zweisimmen vorbeischleusen.

Leider hatte die GSS nicht den Mumm, um die unsolidarischen Quertreiber namentlich zu benennen. Und so kann sich dann jeder Hausarzt der Region selbst fragen, ob die GSS wohl (auch) ihn meinte. Ebenso wie die Einwohner der Region, die jetzt fleissig miträtseln dürfen, ob ihr eigener Hausarzt wohl zu den «Bösen» zählt oder nicht. Solche dunklen Verdächtigungen beleben das Verhältnis untereinander ja auch ungemein.

Unsolidarische Bevölkerung sabotiert die GSS

Derart in Rage geschrieben, war die GSS dann bereit für den finalen Schlag: Auch die Bevölkerung an Simme und Saane sei Teil des Problems. Denn die würde sich lieber woanders behandeln lassen, als im Spital Zweisimmen. Das sitzt!

Mit anderen Worten: die Einwohner sind an den Defiziten des Spitals und am Leistungsabbau selbst Schuld – folglich könnte die GSS wohl auch nichts mehr ausrichten.

Was noch fehlte…

Nach der Breitseite gegen die Spitalmitarbeiter, die Hausärzte und die gesamte Bevölkerung der Region, drängte sich dem geneigten Leser der Medienmitteilung freilich eine Frage auf: gibt es irgendjemanden oder irgend etwas im regionalen Gesundheitswesen, was aus Sicht der GSS vielleicht gut funktioniert und nicht kritisiert werden muss? Irgendwo ein kleiner Lichtblick?

Weihnachtsmann bei Zigarre und Whisky
Vom heimischen Experten-Sofa lässt sich dem Rest der Welt trefflich erklären, wie eben jene Welt funktioniert.

Ja! Es gibt ihn. Woran die GSS in ihrer Meldung absolut gar nichts auszusetzen hat, ist ihre eigene Tätigkeit. Offenbar sah die GSS -auch im Rückblick auf ihr ganz eigenes Jahr 2020- keinerlei Grund zu selbstkritischen Überlegungen. Und das, obwohl es bei nüchterner Betrachtung schon Punkte zur Selbstkritik gegeben hätte. Hat die GSS doch im Jahr 2020 kein einziges greifbares Ergebnis ihrer Arbeit vorlegen können und auch sämtliche, in den anderen Medienmitteilungen dieses Jahres ausgegebene (ohnehin sehr überschaubare) Ziele vollständig verfehlt – allen voran natürlich das für den Herbst 2020 vorgesehene Spitalkonzept nebst Finanzierungsvorschlag mit Abstimmungen in den Gemeinden.

Und so kann man den im Gesundheitswesen tätigen Menschen, der Bevölkerung im Allgemeinen und letztlich auch der GSS nur wünschen, dass das Jahr 2021 besser wird als das (fast) abgelaufene Jahr 2020. Wenigstens der GSS dürfte dies, auch mit dem neu engagierten Geschäftsstellenleiter Alexander Gäumann und in Anbetracht der doch ziemlich tief vergrabenen Messlatte, wohl spielend gelingen.


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