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Einfach mal gemacht: Karl Gerbers Mosaik zwischengelagert

(abg) Es war aussichtslos: Ein Mosaik des Zweisimmner Künstlers Karl Gerber drohte durch den Abriss des Raiffeisen-Gebäudes in der Farbgasse die Zerstörung. Ex-Gemeinderatspräsident Ernst Hodel erinnerte sich in letzter Sekunde an das Werk in der Schalterhalle der Bank, das nach Abdeckung durch Gipsplatten im Laufe vieler Jahre in Vergessenheit geriet. Eilig wurden Experten hinzugezogen: Baufachleute, Ingenieure und auch ein Mosaik-Restaurator reiste aus Deutschland an – doch alles vergebens: Eine Rettung, egal auf welchem Wege, ist schlichtweg unmöglich, so das einhellige Urteil der Experten. Bis Markus Kunz kam, das Wandstück einschliesslich Mosaik einpackte, es zu seiner Zimmerei fuhr und es dort zunächst zwischengelagert hat.

Vielleicht hätte sich auch Markus Kunz entmutigen lassen und von der unmittelbar bevorstehenden Zerstörung des Mosaiks nur aus der Zeitung erfahren. Wenn ihm die eingeschalteten Experten nur deutlich genug erklärt hätten, dass ein solcher Abtransport der ganzen Wand, auf der das Mosaik aufgebracht ist, nicht möglich ist.

Mosaik von Karl Gerber: Eingepackt zum Transport
Nach dem Abriss der Raiffeisen-Filiale in Zweisimmen: Das Mosaik der Justitia von Karl Gerber steht eingepackt auf dem Gelände und wartet auf den Abtransport zu Zimmerei Kunz.

So aber kam es anders: anstatt am Schreibtisch lange Überlegungen zur Statik und zu den einwirkenden Kräften anzustellen, schlaue Bücher zu konsultieren oder über zu gut haftenden Putz zu philosophieren, schritt Kunz einfach zur Tat. Was sollte so schwer daran sein, ein Stück Wand von vorn und hinten in ein stabiles Korsett zu pressen und das ganze Paket dann mit einem Bagger wegzuheben? Gesagt – getan und so steht bei der Zimmerei Kunz auf dem Hof nun eben auch noch ein Stück eingepackte Wand mit einem darin verborgenen Mosaik. Problem gelöst.

Wie es nun weitergeht? Das kann auch Kunz noch nicht beantworten. Sieht er sich selbst doch nicht in der Rolle des Restaurators, Spendensammlers oder musealen Kurators, sondern als jemand, der für ganz reale, praktische Probleme Lösungen sucht. Und in der Regel auch Lösungen findet. Womit er den Ball denn auch, ohne es konkret auszusprechen, zurückspielt an Ernst Hodel. Denn nun, da das Mosaik doch nicht verloren ist, stellt sich wieder die Frage nach einem neuen Standort für das Kunstwerk und weiteren Sponsoren für die anstehenden Arbeiten. Aufgaben, für die es nun einen anderen Problemlöser braucht.


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