(abg) Die Spital STS AG unter dem neuen Verwaltungsratspräsidenten Thomas Straubhaar hat sich zum Akutspital Zweisimmen bekannt. Und doch deutlich gemacht, dass es Einschnitte geben wird. Nun wird es personelle Veränderungen in der Chirurgie geben. Doch passen die wirklich zu den Plänen der STS?
Wer mich besser kennt, hat vor einigen Wochen eventuell gesehen, dass ich auf der Kirchweih im fränkischen (nordbayrischen) Weissenburg war. Kirchweih? Das ist sozusagen die fränkische Variante des Oktoberfestes, nur dass die Franken sich nicht vorschreiben lassen, wann in welchem Dorf die Kirchweih ist.
Neben dem exzellenten Bier dort, gibt es halt auch einen Haufen Leute aus der Region. Und da das kleinste bzw. einzige Bier, das man dort bestellen kann, eine Mass ist (=1 Liter), wird halt auch gern und viel geredet. Logisch, oder?
Fränkisch-Weissenburger Chefarzt per sofort weg
Ein Thema – dort wie hier – die Gesundheitsversorgung. Das Weissenburger Spital hatte nämlich gerade seinen chirurgischen Chefarzt verloren, Herrn Dr. Marius Ghidau. Der war 2018 aus Fürth nach Weissenburg gekommen und wurde dort Chefarzt der Allgemein-, Viszeral und Thoraxchirurgie – mit einer dreimonatigen Einarbeitungszeit mit seinem Vorgänger.
Doch bei Ghidaus Weggang war alles anders: Der kündigte demzufolge ordentlich – und wurde von seinem Klinikum dann praktisch sofort kaltgestellt. Quasi einvernehmlich und als «Entgegenkommen», verbreitete das Klinikum Altmühlfranken, Träger des Weissenburger Spitals. Doch auf der Kirchweih war anderes zu hören: Knall auf Fall sei der Computerzugang für Ghidau gelöscht worden, geplante OPs mussten kurzfristig abgesagt werden, die Weiterbildungsermächtigung für die Assistenzärzte stand auf der Kippe. Ob das stimmt oder nur der fränkischen Bierlaune geschuldet war? Wir werden es vermutlich nie erfahren. Doch die dringende Nachfolgersuche beschäftigte die fränkische Presse.
Und nun in Zweisimmen?
Was das mit Zweisimmen zu tun hat? Nun, den Gerüchten zufolge wird Marius Ghidau in Kürze als Stellvertretender Chefarzt in Zweisimmen arbeiten. Und damit die Nachfolge von Katja Messerer antreten, die ihrerseits jetzt am Spital Aarberg tätig ist – und dort auf alte Zweisimmner Bekannte trifft, wie z.B. den Chirurgen Alexander Radke und den Mediziner Manfred Essig.
Ist das nun gut? Oder nicht?
Schauen wir mal. Ghidau wurde 2018 in Weissenburg wie folgt angekündigt:
Die Spezialisierung zum Facharzt der Chirurgie mit den Schwerpunkten Viszeralchirurgie und Spezieller Viszeralchirurgie absolvierte er im Klinikum Fürth bei Prof. Dr. Holger Rupprecht. …
Um sich darüber hinaus auf Führungsaufgaben vorzubereiten, absolvierte Dr. Marius Ghidau zusätzlich berufsbegleitend ein betriebswirtschafliches Zweitstudium an der Universität Nürnberg und schloss mit dem „Master of Health Business Administration“ (MHBA) ab.
… Darüber hinaus soll das Spektrum insbesondere von onkologischen als auch Hernien-OPs erweitert werden. Hier seien, Dank des etablierten Bauch- und Darmkrebszentrums, auch ausgedehnte komplexe Tumoroperationen möglich. …
Auch privat ist der vierfache Vater, der schon im April mit seiner Familie nach Weißenburg gezogen ist, angekommen. „Ich mag die fränkische Küche und das fränkische Bier – und ich bin mit einer Fränkin verheiratet“ schmunzelt Dr. Ghidau. Seine Frau, auch eine Medizinerin, kommt aus Würzburg.Neuer Chefarzt für Chirurgie in Weißenburg
Das passte auch ganz hervorragend zum Leistungsspektrum des dortigen Spitals:
Und das ganze fügt sich auch stimmig ein in die Grösse der beiden fränkischen Spitalstandorte: «Vom Kreiskrankenhaus Gunzenhausen und Städtischen Krankenhaus Weißenburg zum Klinikum Altmühlfranken mit rund 1.000 Mitarbeitenden, 430 Betten und etwa 36.000 Patientinnen und Patienten im Jahr – unsere Zahlen und Fakten sprechen für sich. »
Nur: Was treibt einen langjährigen Chefarzt eines Klinikums mit 190 Betten (nur Weissenburg, ohne Gunzenhausen) nach Zweisimmen mit real derzeit etwa 20 Betten – Tendenz abnehmend? Was bringt einen Chefarzt dazu, sich in Zweisimmen ins zweite Glied zu stellen? Was bringt einen Spezialisten für die grosse Bauch- und Tumorchirurgie dazu, zukünftig nur noch einfache Blinddärme und Leistenhernien zu operieren?
Wie im fränkischen Weissenburg zu vernehmen war, wollte Ghidau auch Operationsroboter einsetzen – was ihm dort verwehrt wurde. Das Spital in Thun hat einen DaVinci-Roboter. Doch ob der Thuner Chefarzt einen Zweisimmner Stv.-Chefarzt zukünftig in Thun an den Roboter lässt? Und wenn ja: Was wird er dann tatsächlich in Zweisimmen noch machen?
Denn eins ist klar: Thomas Straubhaar hatte im Berner Oberländer/BZ bereits deutlich gemacht, dass ein Neubau in Zweisimmen, ebenso wie eine Totalsanierung, schon aus finanziellen Gründen nicht in Betracht kommt. Von der Hoffnung, dass es statt zu einem Leistungsabbau in Zweisimmen zu einem Ausbau kommen würde, darf man sich dementsprechend getrost verabschieden.
Fragen, die die Spital STS AG hoffentlich in Kürze schlüssig beantworten wird.
Und sonst noch…
Weiteren Gerüchten zufolge wird noch eine weitere Chirurgin als Leitende Ärztin an das Spital Zweisimmen kommen. Dabei handelt es sich angeblich um eine sehr erfahrene Ärztin aus der Insel-Gruppe. Doch ob es dazu wirklich kommt, liess sich bislang nicht abschliessend in Erfahrung bringen.
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