(abg) Hochzeitsfieber, aber nur so halb? Kein Problem – in Erlenbach gibt’s jetzt den Segens-Quickie! Die reformierte Kirchgemeinde bietet am 2. November spontane «Segenshochzeiten» für all jene Paare, die es gerne schnell, unkompliziert und – sagen wir’s ruhig – unverbindlich mögen. Schliesslich, so erklärt es uns die Kirche, seien «Spontaneität, Kurzfristigkeit und Unverbindlichkeit» gesellschaftliche Megatrends, denen man sich natürlich nicht verschliessen könne. Ja, richtig gehört: Segnen ohne Anmeldung. Wer hätte gedacht, dass selbst die reformierte Kirche im Zeitalter von Fast Food und Instant Messaging angekommen ist?
Was soll man auch gross planen? Die Ehe, dieser uralte, gar heilige Bund – heute eher ein 20-Minuten-Event mit Erinnerungsfoto für Insta und einem Glas Sekt? Nicht länger muss man sich über tiefe religiöse Fragen den Kopf zerbrechen. Kein lästiges Eheseminar, keine Wochen der Vorbereitung. Kommen, segnen lassen, ab nach Hause! Vielleicht noch schnell die Gäste einladen, wenn man gerade Zeit hat. Die Form der Trauung? Offen für alles! Sogar der Kirchturm steht zur Auswahl, vermutlich für die abenteuerlustigen Seelen, die noch ein bisschen Höhenrausch brauchen, bevor sie sich in die Ehe stürzen. «Einfach heiraten!»
Die örtliche Pfarrerin gibt sich entspannt: Egal, ob frisch verliebt oder seit Jahren zivil verheiratet – Hauptsache, das Paar mag einen kleinen Segen zwischendurch. Es klingt fast so, als wäre die Segnung so etwas wie ein Bonus-Upgrade für die Beziehung: Noch nicht gesegnet? Kein Problem! Hier kommt der Gottes-Segen in Rekordzeit! Und wer’s mal eilig hat, dem stellt die Kirche vielleicht bald auch Segensautomaten zur Verfügung, bei denen man sich per Knopfdruck den Segen holen kann – natürlich mit einem hübschen Erinnerungsfoto.
Und es ist wirklich beeindruckend, wie flexibel das Angebot ist – ganz gleich, ob das Paar schon zivil verheiratet ist oder nicht. Man fragt sich fast, warum der Staat überhaupt noch das letzte (oder sollte man sagen: das erste) Wort bei der Eheschliessung haben sollte, wenn die Kirche so bereitwillig ihren Heiratssegen verteilt.
Die Kirche in Erlenbach hat’s verstanden: Die Leute haben heutzutage keine Zeit mehr für langfristige Verpflichtungen oder gar tiefe Überzeugungen. Nein, wir leben im Zeitalter des Minimalismus – und warum sollte das beim Heiraten anders sein? Es lebe der Trend zur Unverbindlichkeit! Und da kommt eine «niederschwellige» Heiratsmöglichkeit gerade recht.
Schon mancher hat sich nach einer launigen, alkoholgeschwängerten Nacht in Las Vegas gefragt, was das schlechte Elvis-Imitat da eigentlich gebrabbelt hat – nur um dann festzustellen, dass die Konsequenzen ganz real waren. Nicht so in Erlenbach: Echte Pfarrer, echte Kirche, aber ganz ohne echte Konsequenzen.
Man fragt sich nur, ob bei einem Erfolg dieser Aktion, die Gemeinde das nächste Mal das Sakrament der Taufe als Event am Drive-in-Schalter anbietet. „Einfach taufen!“ – klingt doch nach einer passenden Ergänzung.
P.S. Wer es etwas ernsthafter und auch hintergründiger mag, dem sei der Text des Deutschlandsfunks von 2018 empfohlen: Ehe: Weltlich Ding, heiliger Stand, perfektes Event
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